Ahnenbotschaft: Alles Wissen ist in den Träumen

Welcher Ahne oder welche Ahnin möchte sich zeigen und uns eine Botschaft schenken?
Da ist eine ältere Frau, in warme, bunte Kleidungsstücke gehüllt. Sie sitzt auf dem staubigen, sandigen Boden ganz dicht an der Abbruchkante an einem großen Canyon. Es könnte der Grand Canyon sein oder etwas, das ihm landschaftlich relativ nahekommt. Ich war noch nie dort, ich weiß es nicht. Die Frau wirkt überraschend männlich. Sie trägt weite schwarze Hosen und eine bunt gestreifte Wollweste, die kaum körperliche Rundungen erkennen lässt. Ihr Gesicht und ihr Körper wirken eckig und kompakt. Auch ihr dunkelgraues Haar ist relativ kurz. Ihre Haut ist runzlig, dunkel und von der Sonne gegerbt.
Sie sitzt dort oben auf einem kleinen bunten Teppich, mit gefalteten Händen und scheint in ein Trance versunken. Sie bewegt den Oberkörper vor und zurück, und ihre Lippen formen Worte, die ich nicht hören kann, als ob der leichte, kühle Wind sie ihr direkt von den Lippen hinauf in den Himmel trägt.
Ich setze mich ein Stück weiter von der Kante entfernt auf den Boden und warte. Über ihr am Himmel kreist ein Adler und stößt seine schrillen Rufe aus. Dann landet er direkt neben ihr. Sie öffnet die Augen und streckt eine Hand zu ihm aus. Er kommt noch näher, und sie streichelt ihn, als wäre er ihr Haustier.
Dann dreht sie sich zu mir um, der riesige Adler ebenfalls. „Schön, dass du da bist. Ich danke dir, dass du gekommen bist“, begrüßt sie mich. Ich verneige mich einem Impuls folgend vor ihr und dem Adler. „Ich danke dir, dass ich hier sein darf“, antworte ich ihr. Ich fühle eine sehr alte und weise Seele in ihr. Eine Lehrerin.
„Träumst du?“, fragt sie mich, und ich bin kurz unsicher, was sie meint. Ein Teil von mir fragt sich, ob ich nicht aufmerksam genug war, und die Frage eine Art Vorwurf sein könnte. Das wische ich beiseite. Meint sie, ob ich grundsätzlich träume? Ob ich mich mit meinen Träumen beschäftige? Oder ob ich hier und jetzt träume, um ihr zu begegnen? Sie sieht mir an, dass es in mir arbeitet, und sie erklärt sich nicht weiter. Sie wartet geduldig.
„Ja, ich träume“, sage ich dann, und ich weiß, sie meinte alles, und ich auch. Sie nickt wissend und wohlwollend. „Dann lass uns gemeinsam träumen“, sagt sie und schließt die Augen. Der Adler hebt augenblicklich ab. Ich schließe ebenfalls meine Augen.
Vor mir sehe ich weiterhin den Canyon. Neben mir sitzt auch immer noch die Frau, aber ich sehe sie jetzt nur noch wie eine Zeichnung aus Licht. Genauso sehe ich mich, wenn ich an mir herunterschaue. Mein Blick sucht den Adler. Ebenfalls eine Zeichnung aus Licht.
Ich höre ihre Stimme in meinem Kopf. „Wenn wir träumen, sind wir einander näher, als wenn wir wach sind. In unseren Träumen verbindet sich alles miteinander. Ich bin du und der Adler. Du bist der Adler und ich. Wer mit uns träumt, ist mit uns eins. Entspann dich. Fühle.“
Ich gebe mich einige Zeit den Traumgefühlen hin. Dann höre ich ihre Stimme wieder. „Alles Wissen ist hier. In den Träumen. Niemand hat Wissen im Kopf. Das ist eine komische Idee, oder nicht? Die Menschen denken, das Wissen kommt durch ihre Augen und ihre Ohren in ihren Kopf und bleibt dort oder fällt auch wieder raus.“ Sie lacht. „Unser Kopf ist so klein, und das Wissen ist endlos. Wie soll das gehen?“ Sie lacht immer noch. Ich muss mitlachen, auch wenn ich mich irgendwie nicht dazu berechtigt fühle.
„Vergiss das. Das Wissen ist in den Träumen. Alles Wissen. Und jeder kann darauf zugreifen. Jeder tut es, jeden Tag und jede Nacht. Wer schlau ist, der stellt Fragen beim Schlafengehen und hat die Antwort am Morgen. Und trotzdem glaubt kaum jemand, dass das Wissen in den Träumen ist. Menschen legen sich, seit es Schrift gibt, ihre Aufzeichnungen nachts an ihr Bett, damit ihr Geist nachts lernen kann. Ist das nicht lustig? Sie sollten sich etwas zu schreiben hinlegen, damit sie ihre Träume aufschreiben können. So herum macht es Sinn.“
Ich nicke. Solche Gedanken hatte ich schon öfter und habe ich auch schon andere sagen hören. Es macht total viel Sinn in meiner Welt. Und es ist nicht leicht, sich darauf einzulassen. Es ist nicht so leicht, all den Glauben, wie die Welt funktioniert, loszulassen.
„Nutze deine Träume mehr. Viel, viel mehr. Sie sind der Schlüssel zu einer völlig neuen Welt. In meiner Zeit und Kultur war das Träumen viel angesehener. Wir sprachen viel über unsere Träume. Und wer die Begabung hatte, die Traumwelten mit wachem Geist zu lesen, der besaß das Wissen der Welt und war sehr weise.“ Nach einer kurzen Pause sagt sie „Jetzt lass uns zurückkehren.“
Dann öffnen wir wieder die Augen, und der Adler landet wieder neben ihr. Auf meinen fragenden Blick antwortet sie: „Er ist mein Traumtier, mein Begleiter zwischen den Welten.“ Sie streicht ihm wieder liebevoll über den Kopf. Dann wendet sie sich mir zu.
„Bitte teile die Botschaft über das Wissen in den Träumen. Es ist so wichtig. Egal, ob ihr schlaft oder in Trancen reist oder einfach tagträumt. Träumt mit dem Bewusstsein, dass die Träume alle Antworten kennen. Vertraut dem Wissen aus den Träumen. Es ist wichtig und wird immer wichtiger für euch. Übt euch im Träumen, sprecht über eure Träume, träumt gemeinsam. Lasst es mehr und mehr in euer Leben einfließen.“
Ich nicke. Ich kann fühlen, wie wichtig ihr diese Botschaft ist und wie wertvoll sie für uns ist.
„Danke sehr, das teile ich gerne“, sage ich zum Abschied, und dann bin ich zurück in meiner Welt.
(empfangen zum Blutmond 2023)
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