Ahnenbotschaft: Gott führt uns alle
Aktualisiert: 15. Dez. 2024

Ich bin in Kontakt mit einem Priester des frühen Christentums. Seine Kirche ist nicht mehr als ein aus groben Steinblöcken gemauertes Haus mit einem Dach aus Holz und Stroh. An der hölzernen Tür hängt ein hölzernes Kreuz. Das Gebäude hat keine Fenster. Um das Haus herum ist ein kleiner Garten und um den Garten eine kleine Mauer aus gestapelten Steinen. Im Garten wächst Gemüse. Der Priester trägt ein sehr schlichtes, schwarzes Gewand aus grobem Leinen.
Der Priester lädt mich ein, einen Blick in das Haus zu werfen und ich muss mich ducken, als ich durch die Türe gehe, um mir nicht den Kopf zu stoßen. Im Haus brauchen meine Augen eine Weile, um mich an das Dämmrige Licht zu gewöhnen, dass zum einen aus dem Herdfeuer und von ein paar Kerzen stammt. Langsam beginne ich zu erkennen, dass die Kerzen auf einem Stein zu Füßen eines Zimmerhohen Kreuzes stehen und ich glaube das Kreuz dient gleichzeitig auch als Stützbalken für das Haus, aber ich bin mir nicht sicher. Der Raum ist ansonsten bis auf ein Bettlager aus Stroh in der Nähe des Herdfeuers leer. Der Priester scheint hier auch zu leben.
Ich frage ihn, ob er eine Botschaft hat für uns für den Lenzmond im Jahr 2022. Darauf hin schaut er mich an und überlegt. Dann sagt er, er müsse mir etwas zeigen und geht wieder hinaus. Ich folge ihm.
Wir gehen ein paar Schritte durch den Garten und gelangen hinter das Haus. Direkt an der Hauswand steht hier eine Bank und wir setzen uns. Die Wand hinter uns ist warm von der Sonne, die hier genau vor uns untergeht. Der Himmel ist orange-rot.
„Schau“ sagt er und ich genieße den Anblick der hügeligen grünen Landschaft. Ich sehe einige Bäume etwas weiter weg. Sonst nichts. Keine Stadt, keine Siedlung Nichts als Natur.
„Warum hast du deine Kirche fernab der Städte gebaut? Solltest du nicht den Menschen die Botschaft des Herrn predigen?“ Er lächelt. Jetzt erst sehe ich seine Falten um die Augen und ich glaube, er ist älter als er wirkt. Sein Haar ist noch dunkel und voll. Das Lächeln ist das eine Jungen. Aber seine Augen sind alt und weise.
„Das habe ich versucht. Ich bin im Glauben an Jesus Christus aufgewachsen und ich hatte nie einen innigeren Wunsch, als seine Lehren mit den Menschen zu teilen. Meine Eltern waren reich und sie machten dem Kloster eine große Schenkung, als sie mich aufnahmen.
Ich betete und lernte und war ein eifriger Schüler und ich konnte es nicht erwarten in die Städte zu ziehen und die Menschen mit den Botschaften Jesu zu berühren, die mich so berührten.
Aber die Menschen hörten nicht zu und sie verstehen nicht. Das liegt zum einen daran, dass die Kirche will, dass wir Latein predigen und niemand hier spricht Latein. Zum anderen liegt es daran, dass wir von Dingen sprechen, die sie nie erfahren haben.“
Er macht einen Moment Pause und blickt über die Landschaft. Die Sonne ist fast hinter dem Hügel verschwunden.
„Die Menschen leben in den Städten eingepfercht und schuften Tag ein Tag aus, um sich irgendwie ihr tägliches Brot zu verdienen. Sie leben in Mangel, Krankheit und Elend und so verstehen sie nicht, wenn ich ihnen von der unendlichen Liebe und Fülle Gottes erzähle. Sie denken ich verspotte sie. Ich habe viele Monate und Jahre zu Gott gebetet, er möge sie seine Wunder erkennen lassen, so wie ich sie erkenne und nichts geschah.
Bis ich auf einer Reise an diesem Ort hier vorbei kam. Ich fühlte die Präsenz Jesu so deutlich an diesem Ort, dass ich blieb. Ich ließ mich hier nieder, um ganz nah bei ihm zu sein und von ihm zu lernen. Und was ich lernte ist das Wunder des Lebens an sich. Ich hatte nichts außer meinen zwei Händen und allem was die Natur mir schenkte. Alles hier habe ich selbst aufgebaut und immer wieder verbessert. Tag für Tag. Und ich bin so dankbar für alles was ich habe. Für jeden Stein für jedes Samenkorn.
Von hier aus pilgere ich in die Stadt und ich erzähle meine Geschichte. Wie ich mit Nichts begann, an einem Ort, an dem ich mich Jesus ganz nah fühlte. Ich erzähle, wie ich für jeden Baum danke, der mir Holz für meine Hütte schenkte. Ich erzähle, wie ich jedem Mann und jeder Frau danke, die auf ihrem Weg bei mir Halt machen und mir die Kraft ihrer Hände leihen. Ich erzähle, wie ich die Pflanzen in der Natur finde und wie großartig sie in meinem Garten gedeihen, sodass ich immer genug zu essen habe. Ich erzähle, dass all das Geschenke Gottes sind. Er schenkt sie uns, weil wir seine Kinder sind, die er liebt.
Und so begannen die Menschen mich zu hören und die Botschaften Jesu zu verstehen. Sie begannen Jesus in ihre Häuser einzuladen, auf dass er auch ihr Heim segnen möge. Sie begannen für die ganz kleinen Dinge des Alltags dankbar zu sein und wann immer sie können, kommen sie zu mir heraus und wir beten gemeinsam.“
Er ist ganz selig, als er mir in die Augen blickt und ich bin so tief berührt. Das ist nicht, wie ich Kirche kenne. Aber das scheint mir auch nicht wichtig. Vor mir sitzt ein Mann, der die Liebe Gottes verkörpert und ich muss einfach weinen. „Ich weiß, du spürst einen ähnlichen Ruf wie ich. Du wirst deinen Platz finden und die Menschen finden dich. Vertraue. Gott führt uns alle.“
Und ich weine noch mehr. Als ich wieder etwas klarer werde frage ich nochmal, was die Botschaft für uns alle ist und er nimmt meine Hände in seine und antwortet: „Jeder wird in diesem Text die seine Botschaft finden.“ Dann verabschiedet er mich und geht hinein.
(empfangen zum Lenzmond 2022)
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