Ahnenbotschaft: Heilsame Suppe
Aktualisiert: 15. Dez. 2024

Welcher Ahne oder welche Ahnin aus dem kollektiven Ahnenfeld mag sich mir zeigen und uns eine Botschaft überbringen?
Tief gebeugt über einem Kupferkessel, sehe ich sie stehen. Sie schnuppert, sie rührt, sie würzt. Die Ahnin, die sich mir gerade zeigt, ist mittleren Alters, trägt ihr hellbraun-rötliches Haar zu einem Knoten im Nacken, den Rest des Kopfes bedeckt eine weiße Haube. Sie trägt ein schlichtes Kleid und eine Schürze. Grobe Schuhe an den Füßen. Der Kessel hängt über dem Feuer und da sie mich noch nicht beachtet, schaue ich mich in dem Raum um.
Eigentlich scheint es das ganze Haus zu sein, das diesen einen Raum hat. Die Wände sind aus grobem, schwerem Stein, nur ein wenig behauen, wie mir scheint. Über mir sehe ich die Dachbalken aus kräftigen Stämmen. Drei kleine Fenster sind an zwei Seiten des Hauses verteilt. Zwei an der Wand gegenüber der Tür und eins neben der Tür.
In einer Ecke befindet sich ein Lager aus Stroh und Fellen auf einem hölzernen Rahmen. Der restliche Boden ist gestampfte Erde. Ein großer Tisch steht in der Mitte des Raumes und nur am Ende befindet sich ein Stuhl, in der Ecke steht ein zweiter. Der Tisch steht voll mit vielen kleinen Tontöpfen, Tiegeln und Flaschen, Körbchen und Tellern. An den Wänden und von der Decke hängen getrocknete Kräuter, aber auch Knoblauch und Zwiebeln, sogar eine Wurst baumelt da.
Neben dem Feuer liegt eine Katze und putzt sich. Bin ich diesmal wirklich bei einer Hexe gelandet? Einer Heilerin, Kräuterfrau, Hebamme? Ich bin aufgeregt und räuspere mich. Die Frau steht von mir halb abgewandt und jetzt hebt sie den Kopf und dreht sich zu mir.
„Oh, Du bist schon da.“ sagte sie entschuldigend und wischt sich ihre Hände an der Schürze ab. „ich habe deine Frage gehört und dachte ‚Hier, ich‘ und schon warst du hier. Ich dachte nicht, dass es so schnell geht.“ Sie nimmt meine beiden Hände in ihre und heißt mich so herzlich Willkommen. Noch mit den Händen in ihren, schaut sie mir tief in die Augen. Dann lächelt sie. „Ob ich eine Hexe bin, meine Schwester? Es wäre nicht klug, mich so zu nennen. Hexe ist in meiner Zeit ein abfälliges Wort. Aber ich weiß, was du meinst und du hast recht. Ich bin eine Frau, die in den magischen Künsten ausgebildet ist. Am allermeisten braucht man mich zur Heilung verschiedenster Krankheiten, aber auch um Feld und Vieh zu schützen und den Liebsten zu finden.
Sie nimmt ein Bündel von dem Stuhl in der Ecke und trägt ihn zum Tisch. „Setz dich, magst du einen Schale Suppe?“ Sie geht zu Kessel. „Du kochst Suppe?“ „Was denkst du denn?“ lachte sie fröhlich. „Von Heiltränken wird niemand satt.“ Ich grinse und nicke „Ja, ich nehme gerne einen Schale Suppe“ antworte ich auf die ursprüngliche Frage.
Sie füllt zwei Schalen und kommt damit zum Tisch. Zwei hölzerne Löffel zieht sie aus ihrer Schürze. Das riecht richtig gut und es schmeckt noch viel besser! Ich staune und schäme mich sofort. Ich hatte erwartet… ja was? Ein geschmackloses Armeleuteessen, wenn ich ehrlich bin. Sie beobachtet mich und ich habe das Gefühl, sie kennt jeden meiner Gedanken. Ich entschuldige mich für meine Bewertung und sie lächelt. Schweigend löffeln wir die Suppe. Ich bin voll und ganz beim Essen. Ich habe gar keine Frage im Sinn. Ich genieße. Und ich fühle, wie diese Suppe meinem Körper guttut. „Ist das doch ein Heilmittel?“ frage ich aus diesem überraschenden Empfinden heraus.
„Was sonst sollte Nahrung sein, als Heilmittel? Jeden Tag verliert unser Körper Kraft, nutzt sich ab. Alles was wir für ihn tun können, ist ihm Nahrung zu geben, die seine Reserven wieder auffüllt und mit der er selbst wieder aufbauen kann, was abgenutzt wurde.“ Ich nicke. Natürlich. Sie hat ja recht.
„Das ist auch der Grund, warum ich dich gerufen habe. Genau daran möchte ich euch erinnern.“ Ich nehme noch einen Löffel, dann bin ich schon satt. Und wieder wird mir die Qualität dieser Suppe klar. Sie nährt meinen Körper mit dem was er braucht, statt ihn nur mit Füllmaterial zu beschäftigen.
Ich bin neugierig. „Was sollten wir beachten, um unseren Körper gut zu versorgen?“ Sie rührt in ihrer Schale und schaut dann zu mir. „Der Mensch besteht aus den Elementen und so sollte bei jeder Mahlzeit von allen Elementen etwas enthalten sein. Natürliches Wasser, dass unsere Energie fließen lässt, erdiges Gemüse und Getreide, das uns Kraft gibt, feurige Gewürze, die unsere Verdauung ankurbeln und Altes und Fremdes verbrennen und der Atem des Lebens, den die Köchin mit Liebe hineingibt. Und dann braucht es Zeit, um in Ruhe zu essen. So bleibt der Mensch gesund.“
Eine schöne und simple Formel. Und ich frage mich, wie oft das auf mein Essen zu trifft. Dabei esse ich schon relativ bewusst und vegetarisch oder vegan. Aber wie natürlich ist unser Wasser? Wie frisch und natürlich unser Gemüse? Ich bin nachdenklich und habe das Gefühl bei so einer einfachen Formel doch noch ganz schön viel falsch zu machen. Den Atem des Lebens, ja, den gibt es bei uns. Ich koche wirklich zu 95% selbst und mit Liebe.
Sie beobachtet mich, wie ich so vor mich hindenke. „Es ist seltsam,“ sage ich dann zu ihr „da leben wir in einer Welt mit einem so großen Nahrungsmittel- und Warenangebot und ich tue mir schwer ein Essen zu kochen, dass so schmeckt und so nahrhaft ist wie deine Suppe.“ „Nun, mehr ist nicht immer besser.“ Ich nicke. Mein Körper ist glücklich und mein Herz ist schwer.
„Mehr wollte ich euch nicht mitteilen. Aber wenn du jetzt so nachdenklich bist, habe ich vielleicht doch noch ein Heilmittel für dich.“ Sie holt einen ledernen Trinkbeutel vom Regal und schenkt einen Schluck in einen Becher. „Trink“ sagt sie und ich trinke. Wieder schmeckt es unglaublich gut und ich spüre, wie mein Herz leichter wird und ich neuen Mut schöpfe. Sie lächelt. „So kannst du gehen und dein bestes geben. Das ist alles was nötig ist. Lass deinen Körper entscheiden, was er essen will, iss, wenn du Hunger hast und nicht wenn es Zeit ist, genieße dein Essen und bedanke dich für jeden Bissen. Stell dir vor, wie dein Essen deinem Körper guttut und es wird ihm guttun. Die Veränderung eurer Ernährungsgewohnheiten kommt in großen Schritten und eines Tages schmeckt deine Suppe so wie meine. So sei es, so sei es, so ist es.“
Ich bin einfach dankbar für diesen Besuch.
(empfangen zum Heumond 2022)
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