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Ahnenbotschaft: Der Wert von Abgeschiedenheit und Stille

Autorenbild: Ilka Sventja KüsterIlka Sventja Küster

Aktualisiert: 15. Dez. 2024


Welcher Ahne oder welche Ahnin aus dem kollektiven Ahnenfeld möchte uns heute eine Botschaft überbringen?

Ich sehe einen älteren Mann mit runder Brille an einem großen schweren Schreibtisch sitzen. Der Tisch ist um ihn herum mit vielen Büchern und Papierstapeln belegt und direkt vor ihm steht eine Schreibmaschine. Er hat seinen Ellenbogen auf der Tischplatte und seinen Kopf in seine Hand gestützt. Er starrt auf die Seite, die in die Maschine eingespannt ist und wirkt ziemlich geistesabwesend. In seinem Mundwinkel hängt eine wenig beachtete Zigarette und produziert ihre Rauchkringel. Der Raum hat eine große Fensterfront und das Sonnenlicht, das hindurch kommt, trifft hier drin auf einen grauen Dunst, der über allem schwebt.


Ich habe, ohne es zu merken auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs, dem Mann gegenüber, Platz genommen. Ich schaue ihn mir an. Er trägt ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe offen sind und einen hellblaueen Pullover darüber. Er wirkt müde und überarbeitet und scheint mich gar nicht wirklich zu bemerken. Ich räuspere mich, da blickt er auf.


Mein erster Impuls ist, mich für die Störung zu entschuldigen, doch da beginnt er schon zu sprechen. „Aaah, gut, dass Sie da sind! Ich hänge hier ohnehin fest und komme nicht weiter. Lassen Sie uns in den Park gehen.“ Ein Augenblinzeln später verlassen wir das Gebäude, das ein imposanter Landsitz ist, durch die Terrassentür und gehen in den dazugehörigen Park. Als er meinen erstaunten Blick sieht, winkt er ab. „Ich bin hier nur zu Gast. Ich ziehe mich gerne von der Welt zurück, wenn ich schreibe und ich habe Glück, dass ein paar sehr wohlhabende Freunde meine Arbeit schätzen.“


Ich nicke und wir gehen einige Schritte schweigend. Er schaut mich an und ich spüre, wie sein Schriftstellergeist sich fragt, was er aus dieser Begegnung ziehen kann. Lustig. Dann frage ich ihn direkt „Welche Botschaft haben Sie für uns?“


„Direkt auf den Punkt. Das mag ich.“ lacht er. „Nun, lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Ich hatte meinen Geist gerade noch weit offen, ich versuche immer so offen wie möglich zu sein, wenn ich schreibe, damit die Worte zu mir finden. Und da fanden ihre Worte zu mir und ich reagierte. Alles, was ich schreibe, ist von dem Wunsch getragen, der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Wie könnte ich dann Ihrer Einladung widerstehen. Ich weiß nicht, ob meine Bücher in der Zukunft noch gelesen werden. Aber mit Ihnen kann ich jetzt direkt sprechen. Das fasziniert mich zutiefst.“ Er lächelt. Flirtet er? Ich schüttle den Gedanken ab und er fährt fort.


„Ich glaube, ich habe eins in meinem Leben wirklich gelernt. Das ist der Wert der Abgeschiedenheit und Stille von Zeit zu Zeit. Wenn ich mich zum Schreiben zurückziehe, dann beginne ich nicht sofort zu schreiben. Oft vergehen Wochen bevor ich mich wirklich hinsetze und beginne. Die Wochen davor, dachte ich am Anfang, dienen dazu das Buch in mir zu sortieren. Doch je mehr ich das versuchte und fokussierte, desto weniger funktionierte es und desto länger brauchte ich. Der Wunsch, dass es schneller gehen möge, ließ es noch langsamer gehen. Was ich dann erkannte war, dass ich diese Zeit brauche, um leer zu werden. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können.


Ich muss loslassen, wer ich bin und was ich will. Ich muss hinter mir lassen, was mich in meinem Leben normalerweise beschäftigt. Ich verbringe also Wochen damit, den Ort, an dem ich schreiben möchte, zu erkunden und mich zu entspannen. Ich lese keine Zeitung in dieser Zeit, ich empfange keinen Besuch, ich bin nur mit mir.“


Ich nicke, weil es mir total sinnvoll erscheint. „Glauben Sie nicht, dass das immer angenehm ist. Manchmal kann ich mich überhaupt nicht ausstehen. Ich nörgele an mir herum. Ich werde manchmal richtig wütend, einmal war ich sogar knapp dran, mir das Leben zu nehmen. Doch wenn der Tiefpunkt erreicht ist und ich ihn überlebt habe, dann bin ich leer. Wirklich leer. Dann sehe ich die Welt mit neuen Augen, wie ein frisch geborenes Kind. Alles erscheint dann wundervoll und voller neuer Möglichkeiten. Als ob ein neues Leben nach mir ruft.


Und in dieser Lebenseuphorie kommen die Ideen und ich schreibe meine ersten Entwürfe. Ich skizziere mein neues Buch, ich durchlebe die Emotionen meiner Charaktere, ich tauche tief ein in diese Welt, die ich erschaffe. Bekäme ich in dieser Zeit Besuch, würden die Menschen mich nicht wiedererkennen. Ich bin dann nicht ich, ich bin dann mein Protagonist oder alle Charaktere auf einmal. Ich weiß, das muss verrückt klingen für Sie. Doch so schreibe ich und meine Leser reißen mir die Bücher aus den Händen.“ Er lacht auf.


Ich lächle. Ich kann es mir gut vorstellen. Er fährt fort. „Gerade bin ich daran, mein neues Buch zu überarbeiten. In dieser Phase bin ich zwischen den Welten. Ich springe hin und her. Fühle in meine Charaktere hinein und betrachte es aus meiner eigenen Perspektive. Aber ich schweife ab.“


Er macht eine kleine Pause und holt auch seiner Hosentasche sein Zigaretten-Etui heraus und zündet sich eine Zigarette an. Ich sehe, wie er dabei seine Gedanken sortiert und schweige.


„Was ist also meine Botschaft, aus meiner Erfahrung? Es ist wichtig, immer wieder in die Stille zu gehen und ganz leer zu werden. Nur dann können wir die Welt mit wirklich neuen Augen betrachten. Nur dann können wir neue Wege erkennen. Alles beginnt im Zustand der Leere. Die Leere selbst können wir nicht lange halten. Schneller als wir es erwarten, zündet dort ein Funke und beginnt etwas Neues. Er schenkt uns neue Ideen, neue Perspektiven und tieferes Verständnis. Er lässt alles in einem neuen Licht erscheinen. Er flutet uns mit dieser kindlichen Freude und Neugier. Alles ist möglich. Das Leben beginnt von vorne, nur dass wir nicht vergessen, was wir vorher gelernt haben.“


Jetzt leuchten seine Augen beim Sprechen. „Wissen Sie, das ist für mich, die Magie des Schreibens und ich glaube, die Menschen fühlen das in meinen Romanen. Ich lasse sie teilhaben an dieser Energie, ohne dass sie durch die dunkle Phase hindurch gehen mussten. Ich bin für sie hindurch gegangen und ich teile die Früchte dieses Wunders. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung wieder und wieder machen darf.“


All seine Müdigkeit von vorhin ist verschwunden. Er strahlt mich an und ich strahle zurück. „Also nochmal. Meine Botschaft: Nehmen Sie sich die Zeit für den Rückzug und werden Sie leer, damit sich der Funke des Lebens neu in Ihnen entzünden kann. Das Leben legt manchmal so viele Scheite ins Feuer, dass die Flamme erstickt. Darum machen Sie sich leer, damit Sie wieder hell und klar brennen können. Und was auch immer dann in Ihnen und durch Sie entstehen will, lassen Sie es fließen und teilen Sie es mit der Welt. Ich glaube, dass ist es, wie das Leben wirklich funktioniert. Das ist meine Botschaft.“


Ich bedanke mich bei ihm und überlasse ihn wieder seiner Arbeit und seinem Rückzug. (empfangen zum Nebelmond 2023)

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