Das Grab der Seherin - Keltenschanze - Drei Bethen Quelle
Im Juli 2022 waren wir mit dem Fahrrad im Würmtal am Starnberger See unterwegs. Den Beitrag hatte ich früher schonmal auf meiner alten Homepage, jetzt ist Zeit ihnauch hier zu wieder zu teilen.
Alle keltischen Dinge sind drei
In der keltischen Kultur wimmelt es ja gerade zu von Trinitäten. Begonnen mit der dreifachen Göttin, die ich ja schon sehr lange in meinem Herzen trage. Sie begleitet den Jahreskreis und den Lebenskreis und wandelt sich im Laufe der Zeit immer wieder von Weiß, der jungfräulichen Göttin zu Rot, der fruchtbaren Göttin zu Schwarz, der weisen Göttin und dann wieder von vorn. Unendlich wiederkehrend.
Ich beschäftige mich auch viel mit Kraftorten. Ganz natürlicher Qualität aber auch mit Orten, die ergänzend zu ihrer natürlichen Kraft auch mit kultureller Kraft aufgeladen sind. Natürlich gerade hier in Oberbayern auch mit keltischen Kraftorten.
Ja und so fand ich sie. Unweit von hier. Eine Trinität von Heilerinnen und eine Trinität von Kraftorten eng verwoben miteinander. Ich spreche von den "Drei Bethen", die ähnlich wie viele andere keltische Gottheiten eine spannende Entwicklung genommen haben und von den damit verbundenen Orten der "Drei-Bethen-Quelle", dem "Grab der Seherin", beide in Leutstetten und der Keltenschanze in Gauting.
Ich hab trotz dieses nüchternen Einstiegs hier gerade schon wieder Herzklopfen. Ich kratze gerade erst an der Oberfläche und fühle dennoch die darunter verborgene Tiefe.
Das Grab der Seherin
Also packten wir gestern die Fahrräder ins Auto und fuhren nach Starnberg. Am ehemaligen Bahnhof in Mühltal kann man für diese Tour prima parken, wenn man mit dem Auto kommt. Erster Halt "Das Grab der Seherin". Direkt an der S-Bahn-Linie zwischen Starnberg und München gibt es ein keltisches Grabhügelfeld mit gut 20 Grabhügeln aus der Hallstattzeit (ab ca. 800 v.Chr. - 450 v.Chr.)
Es ist bis heute nicht wirklich klar, wann wer wie bestattet wurde. Es scheint verschiedenste Begräbniskulturen in den vielfältigen keltischen Stämmen gegeben zu haben. Es wurden Grabhügel gefunden, die Familiengräber waren und über eine längere Zeit genutzt wurden. Es wurden Grabhügel gefunden, in denen nur Asche beigesetzt wurde. Es wurden Fürstengräber gefunden, in denen es reichlich Grabbeigaben gab, ähnlich der ägyptischen Kultur. Und man vermutet, dass selbst in Stämmen, in denen Grabhügel üblich waren, nicht jeder Verstorbene auch in einem Grabhügel beigesetzt wurde.
In Leutstetten befinden sich in einem Waldstück also gut 20 dieser geheimnisvollen Grabhügel. Nach und nach wurden sie alle geöffnet. Teils durch Grabräuber, die sich die zum Teil wertvollen Grabbeigaben holten, später von Archäologen. Was sich also heute in diesem Wald zeigt, fast 3000 Jahren nach den Begräbnissen, sind überwachsene Hügel, mit einem Loch in der Mitte. Ein bißchen wie Krater. Ein beliebter Fahhradweg führt mitten hindurch und direkt daneben die stark frequentierte S-Bahnlinie.
Für mich ein Spagat zwischen zwei Zeiten. Einerseits "Wow, das ist nach 3000 Jahren noch sichtbar" und andererseits "Warum wird dieses Erbe, dieses Zeitzeugnis nicht besser gehütet?" Vorallem der zweite Gedanke macht mich traurig.
Und dann sind wir da. An diesem einen Grab, das vielleicht besonderer ist, als die anderen. Vielleicht ist es auch nur das einzige bei dem wir heute die Besonderheit erkennen können. Es ist der nördlichste Grabhügel und schon aus der Entfernung fällt auf, dass dort viele bunte Bänder in den Bäumen hängen.
Es ist ein Einzelgrab, das als "Das Grab der Seherin" bekannt ist. Hier wurden auch nach 3000 Jahren noch Überreste gefunden, die darauf hinweisen, dass es sich bei der Verstorbenen um eine Frau höheren Ranges gehandelt haben muss. Allein dass sie hier allein bestattet lag, den nördlichsten Platz bekam und viele Grabbeigaben aus Bronze bei sich hatte, ließen wohl darauf schließen. Auch war sie wohl für eine Keltin ziemlich groß. Die Schlussfolgerung: eine Priesterin, Seherin, Heilerin. Leider ist von diesen Funden heute nichts mehr übrig. Die Aufzeichnungen und Fundstücke, die zur Untersuchung in Berlin waren, sollen im 2. Weltkrieg komplett zerstört worden sein.
Dennoch. Der leere Grabhügel ist da und viele Menschen besuchen ihn, legen kleine Gaben und Geschenke nieder, sprechen ihre Gebete und führen ihre Rituale durch. Ich hatte auch Bilder gesehen und fand das wirklich schön, dass dort alte Bräuche weiterleben.
Mein Ahnenritual am Grab
Auch ich hatte eine Gabe dabei. Ich hab vorher reingefühlt und es zeigte sich sofort meine Gabe aus dem Ahnenritual. Das fühlte sich für mich sehr passend an. Außerdem nahm ich noch 2 getrocknete und gesegnete Rosenblätter, die mir Sabine irgendwann hatte zukommen lassen.
Und da stand ich dann vor diesem Hügel und war wie gebannt und bewegte mich nicht. Meine Schritte waren im näherkommen langsamer geworden und an der Stelle, wo ich das Gefühl hatte, den Rand des Grabhügels erreicht zu haben. Blieb ich stehen. Erfürchtig, wie es sich für den Besuch an einem Grab gehört.
Ja, da war eine starke Energie. Eine alte Energie. Eine heilige Energie. Und alles was ich tun wollte, war um Vergebung bitten. Das Bedürfnis war so stark.
Vor mir, auf dem Grab flatterten die bunten Bänder im Wind und ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass das schöne alte bräuche wären, ich hatte das Gefühl, dass das alles Grenzüberschreitungen waren. Ob das stimmt, kann ich nicht mal sagen. Aber es fühlte sich an, als ob Menschen aus den verschiedensten egoistischen Gründen oder zumindest mit wenig Achtsamkeit und Respekt diese Grab für sich benutzten.
Ich habe nicht mal ein Foto gemacht, weil es sich respektlos anfühlte. Und jetzt habe ich schon wieder Tränen in den Augen. Plötzlich war mir klar, warum ich eine Ahnenritual-Gabe bei mir hatte. Ich wollte hier um Vergebung bitten. Deshalb war ich da. Ich begann also das Ho'Oponopono zu singen. Ganz leise. I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you. Und langsam, unendlich langsam ging ich vorwärts. Mich bei jedem Schritt der Erlaubnis versichernd, dass ich noch einen Schritt näher kommen durfte.
Dann stand ich oben am Rand der Ausgrabungsstelle und unter mir, in der Mitte des Grabes war eine Art Altar aus Ästen aufgebaut. Ich konnte sehen, dass es liebevoll gamacht war und sicher auch dem Andenken dienen sollte. Viele Gaben waren dort angebunden und abgelegt. Dennoch nahm es mir die Luft, dass Menschen in das Grab hineingestiegen waren. Mitten hinein. Wieder kommen mir Tränen. Ich kann gar nicht erklären warum. In mir kollidieren Welten. I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you
Ich wusste sofort, dass ich nicht dort hinab steigen würde und dass ich auch meine Gabe nicht an einen der Bäume auf dem Hügel hängen würde. Also ging ich zurück, fand einen Baum in für mich respektvollem Abstand und band meine Gabe dort fest.
Dann ging ich noch einmal hinauf auf den Rand. Die Rosenblüten haben so eine große Segenskraft. Ich hatte mich noch gewundert, dass ich sie mit zu einem Kraftort mitnehme, wo sie doch der Heilung dienen. Aber für mich fühlte sich dieser Ort so an, als ob er Heilung und Segen brauchte. Ich nahm die Rosenblätter auf meine Hand und pustete sie in Richtung der Graböffnung. Doch genau in diesem Moment kam mir ein Winsstoß entgegen und die Rosenblätter landeten nur einen Schritt neben mir auf dem Rand. Sie fielen nicht in das Grab. Und ich musste schmunzeln. Ich war wohl auch nahe dran, die Grenze zu übertreten. I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you
Die Energie dieses Ortes ist stark genug, dass es überhaupt nicht notwendig wäre, sich da mitten hinein zusetzen, um sich mit der Energie zu verbinden. Nicht im geringsten. Leider scheint das nicht jeder, der sich für dieses Grab interessiert, zu spüren. I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you
Ebenso habe ich um Vergebung dafür gebeten, dass uns wissenschaftliche Neugier dazu antreibt nach so vielen Jahren doch noch die Totenruhe zu stören. I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you
Und dann frage ich mich, warum ich hier so viel bewerte. Es ist, wie es ist. Und wenn sie eine Priesterin und Seherin war, dann nimmt sie jeden an... genauso wie wir kommen. Mit unseren Erwartungen, unserem Ego, unseren Bewertungen, unseren Bitten und Nöten, unseren gut gemeinten Absichten, unserer Sightseeing- und Selfie-Kultur... I'm sorry, Please forgive me, Thank you, I love you
Ihre Energie ist noch hier in diesem Boden, in dem ihr Körper eine sehr lange Zeit ruhte. Und ihre Seele ist weiter gereist. Ich habe sie eingeladen, mich zu besuchen, wenn sie mag. Aber wie das mit den Ahnen so ist. Sie haben ihr ganz eigenes Timing.
Die Keltenschanze in Gauting
Nach dem Besuch des Grabhügelfeldes fuhren wir weiter Richtung Gauting. Ich war nachdenklich und meine Begeisterung für diesen Ausflug war ein bisschen gedämpft. Wie würde sich die Energie der Keltenschanze anfühlen? Sonne, Wind und die wundervolle Natur brachten mich aber erstmal wieder auf andere Gedanken. Dann die ersten Hinweisschilder zur Keltenschanze. An einem Spielplatz vorbei ging es einen Hügel hoch und der Radweg endete mir nichts dir nichts in hohem Gras. Rechts vor uns lag klar erkennbar die Keltenschanze.

Was ist eine Keltenschanze?
Auch Keltenschanzen haben im Lauf der Jahre unterschiedlichste Deutungen erfahren. Man muss ja echt sagen, dass die Kelten ihre Geschichte ziemlich gut vor unserer Wissenschaft verbergen. Geschichten wurden nur mündlich überliefert, sie bauten hauptsächlich aus Holz und sie hinterließen auch sonst nicht wirklich viel, was wir deuten können. So war es eine Zeit lang „in Mode“ die Keltenschanzen als Heiligtümer und Tempelanlagen zu deuten. Heute ist man aber zu der Überzeugung zurückgekehrt, dass es sich wohl doch um befestigte Gutshöfe handelte. Auf dem Schild in Gauting wird noch die überholte Tempeltheorie beschrieben und man spricht von Opferschächten statt von Brunnen. Nach wie vor geht man aber davon aus, dass sich das eigentliche Siedlungsgebiet weit um die die Keltenschanze herum erstreckt und auch die Hügelgräber, die wir zuvor besucht haben, noch mit dazu gehören. Was sicher und typisch ist für Keltenschanzen, die auch Viereckschanzen genannt werden, ist der rechteckige Wall mit einem Durchbruch, der als Haupteingang dient. Man geht davon aus, dass auf dem Wall nochmals Holzpalisaden errichtet waren und meistens gab es um den Wall noch einen Wassergraben. Dass in diesem Schutzwall Gebäude aus Holz standen hat sich an vielen Fundorten gezeigt. Auch in Gauting. Dazu fand man einige Münzen und Tonscherben. Der Wall in Gauting ist einer der am besten erhaltenen in Süddeutschland und gehört mit ca 110-120 Metern Seitenlänge auch zu den größeren Anlagen.

Was heute davon übrig ist
Es gibt einen Trampelpfad durch das teilweise hüfthohe Gras. Keinen richtig ausgetretenen, nur platt getretenes Gras das davon zeugt, dass immer mal wieder Menschen hier her kommen, aber nicht besonders viele.
Wir betreten die Schanze durch den Haupteingang und ich fühle mich wohl. Sehr sogar. Wir legen die Räder ins Gras und klettern auf den Wall. Auch dort eine schmale Spur platt getretenen Grases.
Ich versuche hineinzufühlen, wie es hier wohl früher gewesen sein mag und mein Gefühl sagt mir, nicht viel anders als heute. Wenn man sich hier umschaut, gibt es fast nur Wiesen und Wälder zu sehen. Der Wind raschelt im hohen Gras und eine Unmenge an Schmetterlingen und Bienen umkreisen und neugierig. Es duftet nach Sommer.
Es gibt nur eine Stelle, an der nicht nur Gras wächst. Genau in der Mitte des südlichen Walls wachsen Sträucher, Himbeeren und Weiderosen.
An den Ecken der Schanze schauen wir uns immer wieder um. So wahnsinnig groß ist das Gelände wirklich nicht. Platz für ein ganzes Dorf wäre sicher nicht. Es können nur ein paar Häuser im Inneren gewesen sein. Ich habe auch gelesen, dass die Mitte der Keltenschanzen wohl immer von Gebäuden freigehalten war. Ein geschützter Markt- & Handelsplatz? Das würde für mich spontan Sinn ergeben. Hier gingen wohl Handelsstraßen durch. Nach den Kelten siedelten die Römer hier.
Eintauchen in die Energie
Nachdem wir einmal herum sind, habe ich etwas Zeit für mich und gehe in die Mitte der Schanze. Spontan kommt mir das Rangiatea in den Sinn und ich beginne zu singen. Da frischt plötzlich der Wind auf und die Sonne verdunkelt sich kurz hinter einer Wolke. Ich stehe da und genieße den kühleren Moment. Dann drehe ich mich und verbinde mich mit den Ecken der Schanze. Keine Ahnung warum. Ich glaube, weil ich versuche den Raum in seiner Gänze zu erfassen. Das Gefühl ändert sich jedoch nicht. Es bleibt friedlich und geborgen. Ja, ich fühle mich hier echt wohl. Gib mir ein Zelt und ich bleibe.
Wenn es nicht so heiß gewesen wäre und der Boden voller Ameisenhügel, hätten wir sicher auch noch ein wenig mehr Zeit hier verbracht. Aber so lockten uns die Aussicht auf Schatten und Fahrtwind weiter.
Zeichen und Synchronizitäten
Interessant fand ich dann noch, dass es ganz in der Nähe ein Frauenkloster gibt und mir auf dem Weg aus dem Ort raus eine Kröte gerade noch aus dem Weg sprang. Ich hab sie echt nicht gesehen auf dem schattigen Schotterweg. Das ging gerade nochmal gut. Und natürlich hatte sie auf die Art meine volle Aufmerksamkeit. Die Kröte ist ein Tier, dass in enger Verbindung mit der dreifachen Göttin steht und mit der weiblichen Urkraft. In meinem Krafttierbuch steht „Sie trägt das alte Erdwissen in sich…Sie weiht uns ein in tiefe Mysterien, das geheime Wissen,… verbindet die alltägliche Welt mit der nichtalltäglichen, verleiht magische Fähigkeiten wie Vorausschau, Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit…“ Die Seherin und die weibliche Urkraft begleitete also auch dort unseren Weg.
Die Drei-Bethen-Quelle
Der Weg zur Drei Bethen Quelle war nun der weiteste und führte uns durch das Leutstettener Moos erstmal ganz runter nach Starnberg, um dort die Würm zu überqueren und wieder hoch nach Leutstetten zu radeln.
Unterwegs im Würmtal
Unterwegs besuchten wir noch die Ruinen einer römischen Villa und lernten dort noch ein bißchen was über die Entwicklung der Landschaft. Die Würm ist der einzige Abfluss des Starnberger Sees, der früher Würmsee hieß. Wer sich mit natürlichen Kraftorten beschäftigt hat weiß, dass der Abfluss eines Sees eine besondere Energie trägt. Ein Ort an dem man sehr gut Loslassen und Abschied nehmen kann. Der Würmsee erstreckte sich auch noch viel weiter nach Norden, sodass es von der keltischen Siedlung gar nicht so weit bis zum See war wie heute. Auch interessant. Die Fahrt durch das Moos, zum Teil über hölzerne Stege war auf jedenfall super schön.
Die Mythen um die Drei Bethen
Unser letztes Ziel war die Drei Bethen Quelle. Und hier darf ich nochmal ein bißchen ausholen, denn die Geschichten und Mythen die sich um die drei Frauen ranken sind spannend.
Die Bezeichnung Bethen leitet sich von den Namen der drei Frauen ab, die sich wie so oft in Mythen, die lange Zeit weitererzählt worden sind, im Laufe der Zeit gewandelt und verändert haben mit dem Sprachgebrauch.
Wikipedia listet folgende Varianten auf, wobei die ersten die gängisten sind:
- Einbet(h), Ainbeth, Ainpeta, Einbede, Ambet, Ambede, Embede, Aubet u. a.
- Warbet(h), Gwerbeth, Worbeth, Warbede, Barbeth, Borbede, Wolbeth u. a.
- Wilbet(h), Willebede, Vilbeth, Wilbede, Fürbeth, Firpet, Cubet u. a.
Während die katholische Kirche die drei zu "Nothelferinnen" und zu den "Heiligen drei Madln" machte, scheint auch hier klar zu sein, dass die drei lange vor der Christianisierung schon bekannt waren.
Wilbeth, Ambeth und Borbeth bilden als Bethen die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter. Sie sollen auf keltische Schicksalsgöttinnen zurückgehen. Gleichzeitig sollen sie wirklich auch als Priesterinnen unter den Menschen gelebt haben.
Ambeth ist die Leben gebärende Mutter, sie ist licht und gut. Als Symbol für das Ewige Leben, für den Kreislauf „Geburt-Tod-Wiedergeburt“ ist sie oft mit einer Schlange der Urmutter dargestellt. Wilbeth teilt das Schicksal zu und symbolisiert den Lebenslauf. Wil-Beth hat als erste Silbe „Wil“ und entspricht dem englischen „Wheel“, das Rad bedeutet. Wil-Beth heißt demnach „Rad-Bethe“, im Sinne von Schicksals-Bestimmerin oder Lebensrad. Auf ihrem Spinnrad spinnt sie den Lebensfaden.
Borbeth hat den typischen Leben-Tod Aspekt. Zum einen schneidet sie den Lebensfaden ab. Die Silbe „Bar“ bedeutet einerseits gebären, geborgen (englisch: born), andererseits auch Bahre, Totenbahre. BAR hat auch als Rune genau diese Bedeutung. Borbeth verkörpert die Mutter Erde, die ihren dunklen, bergenden Schoß auftut, um Menschen zu gebären und wieder in sich aufzunehmen. Ihr Symbol ist der Turm oder Bergfried, der zur Bewachung dient und damit Geborgenheit und Sicherheit garantiert. Sie stellt auch den dunklen, schwarzen Aspekt der Göttin dar, der vor allem im Winter seinen Platz hat.
Mich erinnert das sehr an die Geschichte von Brigid, die ja ebenfalls Göttin, Priesterin und Heilige ist, je nachdem aus welcher Kultur und Zeit heraus man sie betrachtet. Auch sie verkörpert einen Aspekt der dreifachen Göttin.
Ist das eine typische Entwicklung für einen weiblichen Mythos?
Es gibt verschiedenste Legenden um den Mythos der Drei Bethen. Eine besagt sogar, dass die Drei Bethen der wahre Ursprung für die heiligen drei Könige wären.
Deutlich erkennbar ist für mich der Zusammenhang zur dreifachen Göttin und ihren Facetten und genauso plausibel ist für mich, dass es keltische Priesterinnen gewesen sein können, die genau diese Aspekte der Göttin verkörpert haben.
Eine Verbindung zum Grab der Seherin?
Scheinbar könnte es auch eine Verbindung zwischen dem Grab der Seherin und den drei Bethen geben. Bei der Seherin wurde ein Amulett in Form eines Rades gefunden und es gibt die Theorie, dass es sich bei der Seherin um die Priesterin Wilbet gehandelt haben soll. Nun finde ich grundsätzlich ein Lebensrad bei jeder Priesterin passend als Grabbeigabe, aber wer weiß. Die räumliche Nähe spräche jedenfalls dafür.
Eine Quelle mit Heilkräften?
Aber zurück zur Quelle. Dem Wasser werden verschiedene Heilkräfte zugesprochen, vorallem aber soll es helfen bei "Augenleiden". Von Seiten der Stadt wurde hier ein Warmschild angebracht, dass das Wasser keine Trinkqualität hätte und auf Grund von Bakterien auch nicht zur Augenspülung verwendet werden sollte.
Dennoch begegenen uns auch zwei Frauen mit einem ganzen Karren voll Wasserkästen auf dem Weg zur Quelle. Ich vermute, dass das nicht allein rituellen Zwecken dienen wird.
Auch an der Quelle hängen ein paar bunte Bändchen und Gaben. Ich räume ein paar leer gebrannte Teelichtbecherchen weg und hinterlasse auch hier eine Ahnenritual-Gabe und zwei Rosenblätter zum Zeichen meiner Dankbarkeit und als lieben Gruß an die Naturwesen, die bei dieser Quelle leben. Dann fülle ich meine Flasche.
Hier ist es schattig und kühl unter den Bäumen. Ich liebe das Geräusch von plätscherndem Wasser. Das ist das erste Mal, dass ich bewusst an einer natürlichen Quelle bin. Hier ist nichts eingefasst, hier tritt das Wasser direkt aus dem Berg. Ein Baum erscheint mir eindeutig Wächter dieses Ortes zu sein. Seine knorrigen Äste haben Gesichter und beobachten uns.
Während ich so darüber nachfühle, bin ich mir immer sicherer, dass es bei dieser Heilquelle nicht um die Heilung unserer tatsächlichen, körperlichen Sehkraft geht. Im Zusammenhang mit den Drei Bethen und der Seherin geht es hier um Lebenskraft und um das Sehen in die anderen Welten.

Mein Gefühl zu diesem Ort
Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder auf, wie die Frauen Visionen empfangen haben beim Bad an der Quelle. Wer nicht überall und jederzeit Visionen empfangen konnte, der konnte die Kraft dieser Quelle nutzen, um zu erfahren, was jetzt wichtig war. Vielleicht war es früher sogar grundsätzlich nötig, die Unterstützung aus der Natur zu erhalten. Die Energien waren nicht so hoch wie heute. Ich habe das Gefühl, dass dieses Quellwasser das alte urweibliche Wissen über den Lauf des Lebens und die Zyklen tief aus dem Erdinneren in sich trägt. Ich sehe Frauen, die dieses Quellwasser in Schalen füllten, um darin zu lesen. Dieses Wasser trägt all die Informationen, die gebraucht werden. Und ich sehe ebenso Frauen, die mit diesem Wasser segnen, damit alles den Weg nimmt, den es nehmen soll. Bestimmt war ich nicht zum letzten Mal hier. Meine Flasche wird irgendwann leer sein. Ich freue mich auf meine ersten Rituale mit diesem wundervollen Wasser und bin gespannt, wie es sich in die Magie einwebt.
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