Ilka Sventja Küster
Die tiefe Wunde der Trennung von unseren Ahnen
Der Haka Workshop von 13.-15.8.2021 in Braunschweig hat mich nochmal auf einer ganz neuen Ebene in Verbindung mit meinen Ahnen gebracht, was für mich zu tiefen Erkenntnissen führte und mir klar machte, wie tief verletzt wir alle durch die Trennung von unseren Ahnen sind.
Am Wochenende im HAKA Workshop, den Jana Eva Ritzen organisiert hat, war ich so unfassbar tief berührt, wenn Toroa Aperahama, der Maori Älteste der den Workshop leitete, von seiner Verbindung zu den Ahnen sprach.
Er erzählte von der bedingungslosen Liebe seiner Ahnen. Wie sie nur darauf warten, uns helfen zu können. Und er erzählte auch von ihrem Humor, dass sie ihm schon das ein oder andere Mal lehrreiche Streiche spielen. Ich könnte schon wieder weinen, wenn ich das schreibe. Denn für ihn ist es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass seine Ahnen immer bei ihm sind. Er sagte, die Maori tragen ihre Ahnen auf dem Rücken.
Wir in Europa haben diesen natürlichen Kontakt vor über tausend Jahren verloren. Ok, jetzt weine ich wirklich. Es ist so unfassbar traurig. Wir haben eine unserer größten Kraftquellen verloren. Stattdessen hat man uns Schauergeschichten erzählt, über die Hölle und das Fegefeuer, über Bessenheit, über Geister.
Wir wurden brutal von einem Teil von uns getrennt und der Kontakt wurde uns verboten. Ja sogar unter Todesstrafe gestellt!
Jetzt heule ich wieder, wie ein Kind das aus seiner Familie gerissen wird. Denn es ist nichts anderes! Wir alle haben unsere Familie verloren. Ihre Liebe, ihren Support, ihr Wissen, ihren Mut, ihre Kraft. Wir wurden gezwungen alleine klar zu kommen. Und wenn man sich jetzt auf der Welt umschaut, kann man deutlich sehen, dass wir nicht funktionieren, ohne unsere Verbindung zu unseren Ahnen. Man kann deutlich sehen, dass wir wie Zombies ohne jedes Gefühl unsere Umwelt und damit unsere Lebensgrundlage zerstören.
Wenn Du mutig und stark genug bist, diesen Schmerz mit mir zu fühlen, dann öffne mal dein Herz für all die verlorenen, zutiefst verletzten Kinder, die wir sind.
Toroa sagte, es sind nicht nur unsere Vorfahren, die wir in unseren Genen in uns tragen, es sind auch unsere Nachfahren. Wir haben das alles in uns. Immer. Wir haben nur den Sinn dafür verloren, das zu fühlen. Wir haben den Mut verloren, diese Verbindung zu leben. Und zu guter letzt haben wir vergessen, wie das eigentlich geht, mit den Ahnen verbunden zu sein.
Jeder von uns ist eigentlich ein Teil von etwas so viel Größerem, und wir sitzen allein und hungernd wie die Straßenkinder im Dreck und kämpfen ums Überleben. Natürlich nicht im materiellen Sinn, aber auf der emotionalen und seelischen Ebene. Da sind wir ohne unsere Ahnen im Überlebensmodus.
Ich kann gar nicht mehr aufhören, über diese tiefe Wunde und den endlosen Schmerz zu weinen, weil er mir so deutlich wurde am Wochenende.
Ich weiß ja schon lange, dass ich mit dem Auftrag hier bin, mehr Menschen wieder mit ihren Ahnen zu verbinden. Und ihr kennt mich, ich bin eher der Typ, der den Blick auf das Positive lenkt. Ich erzähle euch gerne von der Liebe und Geborgenheit, die ich durch den Kontakt mit meinen Ahnen erfahren darf. Jeden Tag. Sie sind immer bei mir. So wie bei Toroa. Man muss nicht in einer indigenen Kultur aufgewachsen sein, um das fühlen und erleben zu können. Ich war auch lange genug in der Überzeugung getrennt und allein zu sein und bin es jetzt nicht mehr.
In den letzten Tagen ist mir etwas klar geworden. Lange dachte ich, dass viele Menschen hier Angst vor ihren Ahnen haben. Dass sie denken, nicht gut genug zu sein. Dass sie sich vielleicht vorstellen, sie würden noch mehr Menschen wie ihre Eltern treffen und dann nicht nur von 2 Menschen sondern von Millionen kritisiert werden. Kann sein, dass es ein paar Menschen so odeer so ähnlich geht. Aber die meisten haben noch ein ganz anderes Thema: Taubheit!
Das was ich gerade fühle, diesen tiefen Schmerz der Trennung, den möchte niemand fühlen, wenn wir mal ehrlich sind. Und ich halte das gerade nur deshlab ganz gut aus, weil ich ja schon wieder verbunden bin. Ich fühle den Schmerz und trage ihn nicht allein. Unser Unterbewusstsein schützt uns vor Schmerz und Leid, wo es nur kann, in dem es uns ablenkt und betäubt. Die meisten Menschen haben das Bewusstsein dafür verloren, dass ihnen etwas fehlt. Sie wissen nicht, dass sie nur ein Fragment ihrer Selbst sind.
Toroa sagte, dass wahre Geschichten und Rituale, schon nach zwei Generationen, in denen sie nicht weitererzählt werden, zu Legenden werden. Schon nach 2 Generationen! Deutschland wurde vor ca. 1200 Jahren christianisiert. Das sind fast 50 Generationen! Da ist einfach nichts mehr übrig von dem Wissen, dass wir mehr sind als ein Individuum.
Jeder von uns ist ein Kollektiv. Jeder von uns trägt seine Ahnen und seine Nachfahren in sich. Wenn Du das fühlen kannst, ist das der größte Energieshift, den Du Dir vorstellen kannst. Nein, stimmt nicht, es ist größer als Du es dir vorstellen kannst. Ich habe diesen Shift am Wochenende zu erstmal komplett gefühlt. Ich habe zum erstenmal diesen Trennungsschmerz in vollem Ausmaß wahgenommen und gleichzeitig nicht nur die Verbindung zu meinen Ahnen, sondern die Einheit mit meinen Ahnen.
Das ist so groß, dass ich es kaum begreifen kann. Diese Worte hier sind nur die Oberfläche.
Und das ist, wofür ich hier bin. Um uns zurück in die Einheit mit unseren Ahnen zu führen. Holy Sh... Ein Glück habe ich am Wochenende auch meine Kriegerinnenenergie aktiviert. Die werde ich brauchen, um einfach noch viel, viel lauter zu sein. Um mehr und mehr Menschen aus ihrer Betäubung zu holen. Denn eine Überzeugung hat mich auch in den letzten Tagen kalt erwischt, weil etwas, das vorher nur "Wissen" oder "Befürchtung" war, in mein Herz gerutscht ist und Gewissheit wurde: Wenn wir uns nicht wieder verbinden, dann werden wir Menschen uns selbst zerstören. Wir sind auf dem besten Weg, all die Zukunft, die wir in uns tragen zu zerstören.
Und wenn das kein Grund zu kämpfen ist, weiß ich nicht was sonst.
Haumie
Hui e
Taiki e
Verbindet Euch
Vereint Euch
Gemeinsam vorwärts
Danke
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