Ahnenbotschaft: Teilung ist Entwicklung

Welcher Ahne oder welche Ahnin aus dem kollektiven Ahnenfeld hat eine Botschaft für uns?
Ich sehe einen alten, kräftigen Mann, der sehr seltsam aussieht. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein zotteliges Tier. Er hat unglaublich viele, lange verfilzte Haare und einen ebenso langen und verfilzten Bart. Von seinem Gesicht sehe ich eigentlich nur die Augen und die Nase. Er ist bestimmt zwei Meter groß und hat eine eher runde Körperform und einen mächtigen Bauch. Er trägt ein knöchellanges Gewand, das aus Wolle zu sein scheint und das beinahe das gleiche dunkle Grau hat wie seine Haare. Auch sein Gewand wirkt zottelig, wirr und ungepflegt.
Neben ihm steht ein zaundürrer Junge, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt. Er ist mittelalterlich gekleidet, trägt eine relativ enge dunkelgrüne Hose, die seine dünnen Beine betont, und eine hellgrüne Tunika mit Gürtel. Sein Haar ist glatt, schwarz und glänzend. Er ist beinahe so groß wie der Alte. Dennoch könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein.
Der Alte hat sich bei dem Jungen eingehakt, und der Junge scheint ihn zu stützen. Beide sehen mich auffordernd an, und ich habe das Gefühl, sie wollen mir etwas zeigen. Das Merkwürdige daran ist, dass ich diesmal gar nicht in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort gereist bin. Sie besuchen mich! Ich sitze vor meiner Tür auf der Bank, mit dem Laptop auf dem Schoß, und sie stehen hier vor mir auf dem Weg. Sie wollen mir hier, in unserer Zeit, etwas zeigen? Ich bin gespannt.
Der Alte trottet los. Er geht sehr langsam, und es scheint beschwerlich zu sein. Der Junge stützt ihn und dreht sich immer wieder zu mir um, ob ich komme. Er sagt aber nichts. Ich folge ihnen.
Die beiden gehen ins Moor, und ich folge ihnen. Seltsamerweise hole ich nicht auf, spreche nicht mit ihnen. Ich folge ihnen stumm und mit bestimmt 10 Metern Abstand, und der Junge schaut immer mal zurück, ob ich noch da bin.
Als wir an das erste Bächlein kommen, das den Weg kreuzt, verlassen die beiden den Weg und folgen dem Wasserlauf. Der Alte hat jetzt einen Gehstock und prüft achtsam den Weg, den sie nehmen, auf seine Stabilität. Der Junge schaut wieder zu mir zurück und, als er merkt, dass ich zögere, nickt er mir ermutigend zu. Ich folge. Der Alte geht auf eine Gruppe Tannen zu und brummt dann dem Jungen etwas zu. Der dreht sich zu mir um und spricht zum ersten Mal. „Komm näher, die müssen wir gemeinsam durch.“
Als ich neben ihnen stehe, biegt der Alte ein paar Zweige zur Seite, und ich stehe mit offenem Mund da. Da ist eine – ja was eigentlich? Da ist ein Fleck, eine Stelle, an der meine Sicht verschwimmt. Wo rundherum die Bäume klar zu sehen sind, ist dort alles verschwommen und trotzdem klar. Als wären nur die Farben noch da, aber die Formen nicht mehr. Und die Farben schaukeln wie die Wasseroberfläche eines ruhigen Sees.
„Ist das eine Art Portal?“ flüstere ich, mehr zu mir selbst als zu den beiden. Der Junge nickt. „Komm.“ Er nimmt meine Hand, und ich habe das Gefühl, dass gar nicht wir durch das Portal gehen, sondern das Portal um uns herum fließt. Mir ist kalt, und ich fühle mich unsicher auf den Füßen. Ich schaue nach meinen Begleitern, und die haben sich verändert. Sie sind kleiner geworden. Und sie haben sich einander irgendwie angeglichen. Sie wirken jetzt beide normaler, was Gewicht und Gepflegtheit angeht. Der Alte ist bei weitem nicht mehr so zauselig. Und der Junge ist nicht mehr so dürr. Auch das Alter hat sich angeglichen. Sie sind beide Erwachsen, weder alt noch jung.
Der gar nicht mehr so Alte spricht jetzt mit mir. „Herzlich willkommen in unserer Welt, meine Gute. Ich danke dir für dein Vertrauen.“ Ich bin irritiert. „Warum bin ich nicht direkt hierhergereist? Warum habt ihr mich abgeholt, und warum in so einem merkwürdigen Aussehen?“ „Entschuldige. Wir sind es nicht gewohnt, in eurer Welt zu sein, und wir dürfen unsere Erscheinungsform noch üben. Außerdem war es wichtig, dich abzuholen, denn das ist es, was wir dir zeigen wollten.“ „Das Portal?“ „Ja. Unsere Welten nähern sich an. Wieder an, sollte ich wohl sagen. In früheren Zeiten gab es viele Portale, ja eigentlich war jeder Wald ein Portal. Wälder waren wie eine Zwischenwelt, zwischen eurer und unserer. Dort haben wir uns getroffen, sind uns begegnet, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das war ganz normal.“
„Wer seid ihr? Seid ihr so etwas wie Zwerge?“ Die beiden lachen. „Manche Menschen nennen uns wohl so, aber wir sind keine Zwerge. Wir nennen uns Waldvolk. Denn wir sind nicht so anders als ihr. Wir sind auch Menschen, nur haben wir uns vor vielen Tausenden von Jahren anders entwickelt und entschieden anders zu leben.“
Ich muss mich setzen und schaue mich um. Wir stehen in einem Höhleneingang. Hinter uns ist eine kleine Höhle, eigentlich nur Fels, mit so einer verschwommenen Stelle. Vor uns der Wald. Neben mir liegt ein großer Stein. Dort nehme ich Platz. „Durch was für ein Portal sind wir also gegangen? Ist das eine andere Dimension? Eine Parallelwelt? Oder eine andere Zeit?“
„Parallelwelt trifft es wahrscheinlich am besten.“ Ich muss atmen, mir ist immer noch wirr im Kopf. „Was ist eure Botschaft für uns?“ „Eure Welt verändert sich, das fühlt ihr alle. Damals, als wir uns für unsere Welt entschieden haben, war das ähnlich. Und es ist, so weit wir wissen, auch viele Male zuvor geschehen. Die Welt teilt sich wieder, und das ist ihre Natur. Im Kleinen wie im Großen. Zellteilung kennt ihr alle.“
Wieder klappt mir der Mund auf und will sich nicht mehr schließen. Was? Ich weiß nicht, was ich dazu denken oder sagen soll. Meine Gedanken rasen. Mein Verstand sucht Gegenargumente. Aber zu meinem Entsetzen finde ich es unfassbar plausibel.
„Zellteilung?“ ist alles, was aus meinem Mund kommt. „Ja.“ „Heiliges…“ Ich muss mich sortieren. „Du meinst, all die Trennung und Spaltung, die wir gerade wahrnehmen, soll so sein? Sie ist ein natürlicher Prozess?“ Sie nicken beide. „Gerade bekommt ihr so viel Trennung und Spaltung in eurer Welt gespiegelt, die nicht schön ist und die nicht natürlich ist. Das liegt aber daran, dass die Energie der Teilung so stark geworden ist und dass die Medien und die Politik noch der niedrigen Frequenz unterliegen. Das entspricht nicht der Energie der Teilung, die jetzt kommt. Aber ja, sie ist der Grund dafür.“ Ich atme. „Aber was ist… wir können doch nicht… aber… wir machen doch alles kaputt?“ Ich kann meinen eigenen Gedanken nicht mehr folgen. Traurigkeit überkommt mich.
Der Alte berührt mich sanft an der Schulter, und ich fühle ganz viel Liebe und Trost. Jetzt weine ich erst recht. Ich bin mit dieser Info echt überfordert. „Ich dachte, es geht darum, die Spaltung zu überwinden, die Menschen zu vereinen. Meine Bestimmung ist Einssein, ich verbinde! Dafür bin ich doch hier, das ist meine Wahrheit. Wie soll ich denn akzeptieren, dass wir uns trennen? Dass das alles richtig ist? Ich will das nicht“ sprudelt es aus mir heraus! „Genau deshalb bist du heute hier“, sagt der Alte. Ich schaue ihn fragend an. „Du lebst doch schon in einer anderen Welt, als viele andere. Und das ist gut und richtig so. Wende dich deiner Welt zu und den Menschen und Lebewesen darin. Halte nicht an den anderen fest. Entspann dich.“ Ich atme.
„Zellteilung ist Entwicklung. Zellteilung ist Leben. Und auch wenn sich Zellen teilen, gehören beide noch zum gleichen Organismus. Sie bleiben auch über ihre Zellmembran verbunden. Du weißt, Grenzen sind Verbindungen.“ Ich höre ihn, und ich bin nicht sicher, was er mir da erzählt. Irgendetwas in mir nickt. Irgendetwas in mir will hier einfach nur weg. So viel Traurigkeit in mir.
Er schaut mir tief in die Augen, und ich sehe, wie er versucht, andere Worte zu finden. Etwas, das mich aufmuntert. Die beiden wechseln besorgte Blicke. Ich glaube, sie haben sich das anders vorgestellt.
„Als wir uns damals von euch getrennt haben, waren auch einige traurig und hielten fest. Und das war es, was den natürlichen Lauf der Dinge aufgehalten hat. Das war es, was Kriege entfacht hat. Das war es, was Leid über uns alle brachte. Weil wir dagegen gekämpft haben. Du weißt, dass die Erde nach dem Prinzip der Dualität funktioniert. Alle Lebewesen sind aus einer Zelle entstanden. Wenn es die Teilung nicht gäbe, wären wir alle nicht hier. Es gibt Teilungen, die ihr alle kennt. Tag und Nacht zum Beispiel. Es gibt
tag- und nachtaktive Lebewesen. Die begegnen sich vielleicht mal in der Dämmerung, aber sie leben in zwei verschiedenen Welten.“ Er schaut mich fragend an, ob ich das als tröstend empfinde. Ich weiß es nicht so genau.
„Was genau ist es, dass uns jetzt trennen wird?“ will ich wissen. „Euer Bewusstsein. Es gibt die, die sich bewusst sind, dass sie eine unsterbliche Seele haben und dass es den großen Entwicklungsprozess der Erde gibt. Das sind auch die, die sich bewusst sind, dass alles zusammenhängt und eigentlich eins ist. Es sind die, die die Liebe als die höchste Kraft erkennen. Und es gibt die, die all das noch nicht wissen.“ Ich nicke.
Er fährt fort. „Bisher denkt ihr, dass die Entwicklung erst weitergeht, wenn alle Menschen sich bewusst geworden sind. Aber das stimmt nicht. Ihr nähert euch einer bestimmten Menge, und dann erfolgt die Teilung. Dann löst ihr euch von der niedrigeren Schwingung der „anderen Zelle“. Dann betrifft euch ihre Energie nicht mehr. Und dann setzt sich der Prozess weiter fort. Bis sich gemäß der Dualität wieder zwei Positionen entwickeln und sie sich wieder trennen. Und jede Zelle hat immer eine ganz konkrete Aufgabe. Du weißt doch, wie das funktioniert.“
Mein Verstand kann dem folgen, mein Herz ist traurig. „Wie geht das? Wie können wir mit einem guten Gefühl loslassen, wenn wir doch so viele in einer so lieblosen Welt zurücklassen? Das fühlt sich für mich gerade furchtbar an.“
„Es fühlt sich für dich furchtbar an, weil du bewusst und voller Liebe bist. Für die, die die andere Welt wählen, fühlt es sich nicht so an. Sie können das noch nicht so fühlen wie du. Für sie ist es normal und okay. Und für die Entwicklung der Erde ist es wichtig, dass ihr diese Teilung geschehen lasst.“
Plötzlich macht es in mir Klick, das mich aus meiner Traurigkeit reißt. „Wir sind also nicht in einer Parallelwelt hier! Wir sind in einer anderen Zelle unserer Welt. Oh mein Gott, ist das Innererde? Die andere Zelle? Wie viele Zellen gibt es denn? Was ist mit Lemuria und Atlantis? Sind das auch andere Zellen? Heißt das, dass die Tiere, die in unserer Zelle ausgestorben sind, auch nur in einer anderen Zelle leben? Heißt das, dass wir nicht die ganze Welt kaputt machen können, weil wir nur in einer ihrer Zellen leben?“ Mein Optimismus hat das Ruder übernommen. Und mein Vertrauen in das Leben.
„Heißt das, dass wir die Wunde, die die Menschen in die Welt geschlagen haben, durch Zellteilung heilen, so wie alle Körper heilen können? Wenn wir uns teilen, ist wieder eine Zelle mehr heil, und die schmerzende Wunde kleiner? Oooohhhh, jetzt verstehe ich, glaube ich, was ihr mir sagen wollt. Oder? Richtig?“ Jetzt bin ich aufgeregt. Und bevor mir jemand antworten kann, sprudelt es weiter aus mir heraus „Und es gibt Wege zwischen den Zellen! Es gibt Portale. Können einzelne Menschen immer entscheiden, ob sie wechseln?“
„Langsam“, sagt der Alte, „ich verstehe, dass du viele Fragen hast, und wir werden sie dir nicht alle heute beantworten können. Wichtig ist, dass du verstanden hast, dass die Teilung nichts Schlechtes ist und dass ihr loslassen dürft. Das ist die zentrale Botschaft für euch. Kannst du die verstehen und weitergeben?“ Ich nicke. „Innererde?“ frage ich noch einmal, um wenigstens noch eine Frage beantwortet zu bekommen, und beide nicken. „Eine Zelle davon.“ Dann bringen sie mich zurück zum Portal und verabschieden sich. Ich bedanke mich für diesen Ausflug und für ihre Geduld mit mir. Wir werden uns wiedersehen, das weiß ich. Da sind viel zu viele Fragen offengeblieben. (empfangen zum Herbstmond 2023)
Comments